28. April 2012

Radio hören im Auto macht Spaß. Heute verfügen auch die meisten Wagen über ein sehr raffiniertes Audio System mit mehreren Lautsprechern, die an verschiedenen Stellen rund um den Innenraum montiert sind. Diese neuen Systeme sind von dermaßen hohen Qualität, dass man an der Ampel gelegentlich auch die Passagiere des nebenan stehenden Wagens zum Winken bringen kann. Das kommt natürlich völlig auf die Musik an: manchmal blicken sie nur stur geradeaus und tun so, als ob neben ihnen niemand stehen würde.

Beim Zuhören von Sprachprogrammen passiert oft, zumindest zu mir, etwas Seltsames: wenn mal etwas Interessantes läuft und ich genau mitkriegen will, was gesagt wird, drehe ich die Lautstärke schnell auf und beuge mich leicht nach vorne  -  Richtung des Radioapparats in der Mittelkonsole! Warum denn nur? Die naheste Tonquelle ist doch links von mir an der Tür. Aber das ist wie ein Reflex. Ich tue dies jedes Mal, als wäre in die Konsole des Mercedeses ein alter Holzkasten aus den Kriegszeiten montiert, in dem man nur knisterne Geräusche hören kann, und ich müsste mich richtig anstrengen, um etwas von der Sendung mitzubekommen. Eigentlich bräuchte ich nur die Lautstärke aufdrehen und das Programm in Dolby Surround genießen. Aber leider wird mein Handeln nicht immer von der Logik bestimmt.

25. April 2012

Unter den Fahrern haben wir einen, der immer lächelt. Ein Taxifahrer, der lächelt? Gibt es nicht. Und wenn, dann bestimmt nicht in Finnland. Könnte man meinen, nicht? 

Aber einen gibt es, und er lächelt immer glücklich ohne einen scheinbaren Grund. Irgendwie einfach kommt dieser Mann einem vor, obwohl man nicht genau sagen kann, was diesen Eindruck weckt. Er ist keineswegs zurückgeblieben oder dümmer als die anderen. Kiffen tut er auch nicht. Trotzdem scheinen ihn die Sorgen dieser Welt überhaupt nicht zu berühren. Er grinst nur, dieses Unschuldswesen. Nun wollen die bösen Zungen in der Fahrerrunde am Bahnhof, wo man sowieso alles weiß, herausgefunden haben, was hinter seiner unglaublich guten Laune steckt: Er hat noch nie eine Beziehung zu einer Frau gehabt!

Ja, ich weiß. Pardon! Momentan kommen nur solche Witze gut bei mir an. Aber wenn man will, kann man die Rollen auch umdrehen:
"Es gibt eine Frau, die immer glücklich lächelt..."

21. April 2012

An einer ruhigen Straße im Osten Tamperes steht das Clubheim einer der weltweit bekanntesten  Rockerbanden, deren Mitglieder immer wieder wegen Gewalt-, Drogen- oder Waffendelikten in die Schlagzeilen geraten. Der Ort ist jeden Taxler bekannt und die Fahraufträge, die aus dieser Adresse kommen, werden von den meisten Fahrern abgelehnt.

Was viele nicht wissen, ist dass hinter diesem gefürchteten Vereinsheim, auf dem gleichen Grundstück, steht noch ein Haus, das über die gleiche Adresse verfügt, in dem aber eine schöne Frau wohnt, die nichts mit den Rockern zu tun hat. Ich weiß das, und habe sie bereits einige Male gefahen. Bei einem dieser Male wartete sie am dunklen Parkplatz auf das Taxi und sah recht frustriert aus. Als sie einstieg fragte sie höhnisch:


"Ihr Helden lasst euch Zeit, was? Frage mich nur warum?"

Eigentlich erwartete sie keine Antwort von mir, denn sie Sache war uns beiden klar: Taxler haben Angst vor den Bikers. Dann führte sie lächelnd fort:


"Ist ja auch egal. Andererseits brauche ich meine Tür nie abzuschließen, weißt du? Bei uns traut sich keiner was zu klauen."
Das konnte ich mir denken. Tja, ich kann nur hoffen, dass das auch künftig so weitergeht, bei der Schönen und den Bestien.

17. April 2012

Wie ich so höre, will man in Deutschland das Rederecht der Parlamentarier einschränken. Gute Idee. Sorgt garantiert für eine allgemein bessere Atmosphäre im Lande. In Finnland haben wir das schon: Höchstens zwei Minuten dürfen sie reden. Diese Einschränkung finde ich vielleicht ein bisschen überflüssig, denn so lange redet hier niemand auf einmal.

Weltpolitk: Wisst ihr was? Dieser Präsidentschaftskandidat Mitt Romney ist ein harter Brocken. Als ich erfuhr, dass er die obligatorische Missionszeit der Mormonen in Frankreich verbracht hatte, war mir klar, dass er ein Leistungstyp der Sonderklasse ist. Denkt doch drüber nach: Zwei Jahre lang bemühte er sich, ausgerechnet Franzosen für eine Religion zu gewinnen, die Alkohol und außereheliche Beziehungen verbietet!

12. April 2012

Meine Posts haben oft einen seeeehr erzählerischen Charakter. Ich bin mir dessen bewusst. Das hat man davon, wenn man sich akademisch ausbilden lässt.

Aber wir können auch anders. Jetzt mal die Kopfhörer einpluggen und volle Pulle aufdrehen, denn:

She kicks ass!


Schönes Wochenende!

11. April 2012

Im See Näsijärvi, etwa einen Kilometer nördlich von unserer lieben Stadt, liegt ein Felsenriff namens Siilinkari. Im Zentrum, genau gesagt in Hämeenkatu 9, befindet sich ein gleichnamiges Café, das seit 1960 von einer Bäckerei erfolgreich betrieben wird. Neulich erzählte mir ein älterer Kollege die folgende Anekdote:

Damals, als die Winter noch wahre Winter waren und die Fahraufträge über den Funk vermittelt wurden, gab es über die Wintermonate hinweg eine Eisstraße von Lapinniemi nach Teisko. Die Kunden wollten immer über die Eisstraße gefahren werden, weil diese Strecke deutlich kürzer war, als wenn man über die normalen Landstraßen gefahren wäre. Ihr Wunsch ist jedes Mal auf entschlossenen Widerstand bei den Fahrern gestoßen, mit dem Hinweis darauf, dass sie nicht zur Verantwortung gezogen werden wollen, wenn etwas passiert. Zurückgefahren ist man selbstverständlich immer über die Eisstraße.

Einmal war dieser Kollege auf dem Rückweg aus Teisko als die Zentrale einen offenen Fahrauftrag "in die Luft warf":

Die Zentrale: Lapinnemi, Straße X, Hausnummer 1?

Der Kollege: Auto 1 beim Siilinkari.

Die Zentrale (verzögernd): Hämeenkatu ist doch ein bisschen weit, nicht? Ist kein Wagen näher dran?

Der Kollege: Nein, nicht doch das Siilinkari! Ich bin hier auf dem See, versteht ihr?

Die Zentrale (nach einer etwas längeren Pause): Auto 1: Straße X, Hausnummer 1.

7. April 2012

Ich war gestern mit dem Taxi in Vampula. Die haben einen tollen Namen für ihr Dorf gefunden! Der Name klingt lustig auch auf Finnisch.

Die Nacht war kalt. Die Temperaturen lagen zwischen -5 und -15 Grad. Unangenehm genung an sich, klar, aber das Dumme bei der Sache war, dass die Tankstellen begonnen haben, wieder auf Sommerdiesel umzustellen, was auch ich tagsüber auf dem Rückweg aus Vampula getankt hatte. Der Gefrierpunkt von Sommerdiesel liegt bei -15 Grad. Als ich gegen zwei Uhr nachts mit dem alten Benz durch die offenen Ackerflächen in Punkalaidun düste und das Thermometer tiefer und tiefer sank, flehte ich: Bitte, jetzt bloß nicht abkacken!

Karwoche. Hier will uns der Staat nicht mehr vorschreiben, was wir an diesen christlichen Feiertagen zu tun oder zu lassen haben. Tanzverbot gibt es nicht, was sich auch gestern bemerkbar gemacht hat. Singles und junge Leute waren in Horden unterwegs. Es war ganz schön viel los. Die Leute 30+ fehlten fast komplett, die Familien-Leute eben. Daraus können wir erschließen, dass sobald man Familie hat, beginnen einem Hingabe und, vor allem, Leiden etwas zu bedeuten. Haha, sehr witzig. Na ja, die Drei da oben werden schon meine blöden Scherze verkraften, oder?

Schöne Ostern an alle!

2. April 2012

Da wir schon bei den Herzenssachen gewesen sind, habe ich auch eine Taxi-Anekdote zum Thema parat:

Bei uns beschäftig Taxi oft mehrere Mitglieder aus einer Familie: Väter, Söhne, Töchter, Ehepartner usw. Alle fahren natürlich nicht. Zum Beispiel hat der Mann ein Taxi und seine Frau arbeitet in der Zentrale. Bei solchen Fällen entsteht natürlich der Verdacht, dass alle Aufträge möglicherweise nicht korrekt vermittelt werden. Seitdem die Aufträge über GPRS- Verbindung auf den Boardcomputer kommen, weiß niemand, wer was von den Aufträgen abbekommt. Und niemand ist mißtraurischer als der Taxler.

Wenn uns die Technik mal in Stich lässt, der Server stürzt ab, o.Ä., und die Aufträge wieder über Funk vermittelt werden müssen, konkretisieren sich manches Mal unsere Verdächte:

Die Zentrale: "Stand 26?"

(Keine Antwort)

Die Zentrale: "Straße X, Hausnummer 1."

Auto 1: "Auto 1 in der Y-Straße."

Auto 2: "Auto 2 in der Z-Straße."

Die Zentrale: "Auto 2: Straße X, Hausnummer 1."

Auto 1: "Was? Er ist doch überhaupt nicht am nächsten daran!"

Auto 3: "Am nächsten am Herzen, Alter. Darum geht es. Du hattest keine Chance."


Und damit wünsche ich euch allen einen schönen Wochenbeginn!