30. November 2012

Mist! Die vorgesehene Deadline für die Magisterarbeit ist heute, aber ich kann sie nicht einhalten. Der heutige Abgabetermin wird mindestens um zwei Wochen überschreiten. Der Professor ist auf Dienstreise bis 10. Dezember, kann also meine Arbeit sowieso noch nicht lesen, was bedeutet, die Lage ist zwar durchaus ernst aber nicht katastrophal.

27. November 2012

Der Alte rief mich eben an. Er war in Oulu. 770€ hatte die Fahrt gekostet. Und das Wetter war natürlich auch dementsprechend wunderschön mit Temperaturen um -7 Grad. Ich hatte schon gewundert, wieso in der letzten Zeit Tampereer Taxen öfters dort waren. Jetzt weiß ich warum. Und ich weiß auch, dass die Aufträge nicht am Uniklinikum verteilt werden. Interessant.

In Utsjoki hat heute die Polarnacht begonnen. Das nächste Mal zeigt sich die Sonne am 16. Januar 2013 um 12.03 Uhr. Stellt euch das mal vor! 

25. November 2012


Die Nachtschicht gestern (Beginn 17.00 Uhr):

- Bahnhof - Tahmela: Eine pensionierte Deutschlehrerin. Nettes Gespräch.
- Stand 2 - Tampere-Haus: ein Paar auf dem Weg zum Konzert.
- Bahnhof - Hyhky: Ein Paar, Mitte 50, Gewerkschaftsfunktionäre.
- F.E. Sillanpään-katu - Hatanpään puistokuja 22: zwei ältere Damen auf dem Weg zu einer Veranstaltung.
- Bahnhof - Lemminkäisenkatu 32: zwei Frauen und ein Mann, einfache Leute, alle angetrunken, trotzdem eine nette Tour.
- Bahnhof - Tammela: eine Fernsehpersönlichkeit, ein interessantes Gespräch.
- Peltokatu 23 - Segelclub: ein Taxifahrer, mal ein freier Abend und gleich die besten Klamotten an und eine imponierende Blume in der Hand.
-Tampere-Haus - Kangasala: 2 Paare, um die 50: guter Spass unter Erwachsenen, die sich nicht mehr über ihre bereits aufgewachsenen Kinder unterhalten.
- Stand 4 - Ylöjärvi: ein wohlhabender Mann mit seiner viel jüngeren Frau. Eine pompöse Festung als Haus, aber Köpfe waren leider Leer.
- Stand 4 - Pub Pikilinna: 2 Taxiunternehmer, ein Festpreis von 10 €.
- Club Pussy Cat - Club Seurahuone: ein Mann aus Turku, um die 50. Schon welchen gehabt oder noch nicht?
- Stand 4 - Grillbude Lamminpää: 3 Männer, besoffen; sogar so stark, dass Citroën C5 im Gespräch zur Wertarbeit wurde.
- Hedelmäkatu - Pirkkala: ein schwedischsprachiges, älteres Paar. Ich verstand jedes Wort, schwieg höflich, aber verabschiedete mich am Ziel dann doch auf Schwedisch.
- Hotel Ilves - Selininranta in Pirkkala: eine Dame, die mit ihren Freundinnen auf einem guten Konzert gewesen war.
- Bahnhof - Äänekoski: ein Mann, der wie ein Schlagersänger aussah, war aber keiner, und seine zweite Frau. Festpreis von 250 €, Barzahlung. Beginn: 23:47; Ende: 02:01 Uhr. Auf dem Rückweg eine halbe Stunde Pause im Rasthof "ABC Hirvaskangas". Zurück in Tampere kurz vor halb fünf.
- Bahnhof - Lempäälä: 3 Damen meinen Alters, 3 verschiedene Adressen, alle Eigentumshäuser.

Feierabend um 05: 15. Umsatz: 592 €. Genug vom Fahren für eine ganze Woche.

24. November 2012

Gestern hatte ich einen Mann an Board, der seine Brieftasche verloren hatte. Das stellte sich natürlich erst am Ziel heraus. Gab ihm meine Kontonummer und ließ ihn laufen, aber gehe eigentlich davon aus, dass ich das Geld nie sehen werde. Auf Männer ist in Sachen Geld kein Verlass.

21. November 2012

Halb neun morgens klingelte das Handy: es war Frau S., die sich bei mir wegen des Lottoscheins bedanken wollte. Die ganze woche über hatte sie vergeblich darauf gewartet, dass ich wieder fahre, und nun war ich endlich da. Nein, leider war kein Gewinn auf dem Schein gewesen, aber trotzdem hatte er für eine gute Laune für den ganzen, sonst so grauen Montag gesichert, erzählte sie mir. War ja auch die Idee, meinte ich. Wir sprachen noch kurz über dies und jenes und legten dann auf. So, jetzt abwarten, was passiert, dachte ich mir.

Und tatsächlich später am gleichen Tag, so gegen zwei Uhr, nahm Frau S. die Rolle von Frau Fortuna. Sobald ich Erster geworden war, kam ein Fahrauftragsangebot mit einer klaren Verzögerung von fast 10 Minuten durch. Auf dem Auftrag steht nämlich immer auf die Sekunde die Uhrzeit, wo die Bestellung von der Zentrale angenommen worden ist. Und diesmal dauerte ihre Weitervermittlung ganze acht Minuten, wo sie normalerweise binnen 30 Sekunden gemacht werden kann. Auf dem Auftrag war noch eine Kleinigkeit drauf, woran ich eindeutig Frau S. erkannte. Schade. Sie hätte das nicht tun sollen. Freude war nicht das Wort, das meine Gefühle in dem Moment beschrieb.

Die semi-dicke Fahrt von rund 105 € nach Puutikkala in Luopioinen lehnte ich trotzdem nicht ab, sondern fuhr noch als Krönung auf dem Rückweg ein älteres Paar von Pälkäne nach Tampere für 65 €. Als ich wieder am Unikliniukum stand, hatte ich während der kleinen Rundfahrt 170 € verdient. Wir werden sehen, wie die Geschichte mit frau S. weitergehen wird, aber über ihre bisherige Entwicklung bin ich ehrlich gesagt sehr besorgt.

19. November 2012

Habe ein wirtschaftlich gutes Wochenende hinter mir, am Samstag fuhr ich in 13 Stunden einen stolzen Umsatz von 597, 40 € ein, und die Nacht zuvor war auch keineswegs schlecht gewesen: knapp über 400 € in neun Stunden. Morgen werde ich ausnahmsweise eine Tagschicht fahren. Wie die Geschichte mit Frau S. und mit dem Lottoschein ausgegangen ist, werden wir dann auch endlich erfahren.

Die Mutter meiner Kinder und ein lesbisches Paar, das unsere enge Familienfreunde sind, (oder soll ich sagen: waren, da die Familie nicht mehr gibt) bildeten am Freitag eine fröhliche Gesellschaft, die ich nach Hause fahren durfte. Über die Zeit hatte das Paar natürlich die Entwicklung der Beziehung zwischen der Mutter meiner Kinder und mir mitbekommen, sie aber bisher in keiner Weise kommentiert. Als wir vor ihrem Haus standen, gab mir die eine plötzlich ihre Hand und sagte mit bewegter Stimme:
"Du bist trotzdem ein guter Mann."
Untypisch für mich versuchte ich diesmal nicht, ein unerwartetes Lob mit einem blöden, sarkastischen Scherz herunterzuspielen, sondern bedankte mich nur. Dass diese Aussage von einer Frau kam, die nicht auf Männer stand, schien ihr besonderes viel Bedeutung zu verleihen. Ich war nun irgendwie objektivisch und wertneutral betrachtet ein guter Mann. Und eine solche Kreatur begegnete man doch nur ganz, ganz selten. Ich hatte also allen Grund, stolz zu sein, wenn auch nur vorübergehend.

15. November 2012


Kühlschrank eines alleinstehenden Mannes, der nicht trinkt.

13. November 2012



Am Freitag bekam ich eine im Prinzip tolle Fahrt vom Uniklinikum via Hattula nach Nastola. In der Praxis lief sie alles anders als toll. Aber beginnen wir doch mal von vorne. 

Kurz vor eins war der Auftragsangebot da: 2 Personen von der Herzabteilung abholen, die erste in Hämeenlinna und die zweite in Nastola absetzen. Soweit so gut. Ich fuhr mit dem Fahrstuhl in den 3. Stock und wurde gleich fündig: die Frau aus Nastola wartete in ihrem Zimmer auf dem Bett sitzend auf mich. Und der Herr aus Hämeenlinna? Wo war er? Nirgends. Er war verschwunden. Die Dame und ich gingen runter. Sie setzte sich in den Wagen und ich ging nochmal ins Büro der Taxizentrale und fragte Frau S., ob mein Fahrgast sich bei ihr gemeldet hatte? Nein, hatte er nicht. Mist. Lange konnten wir nicht mehr warten. Ich ging noch mal raus, um zu sehen, ob der Herr nicht eine rauchen gegangen wäre. 
"Warte! Ich habe einen Fahrgast für dich", rief Frau S. mir hinterher. Diese Frau hier will nach Parola."
Unglaublich! Parola ist ja praktisch Hämeenlinna. Frau S. machte die notwendigen Ändrungen am Fahrauftrag, löschte die Personalangaben des verschollenen Mannes aus und ersetzte sie durch die der Frau, die wie ein Geschenk aus dem Himmel aufgetaucht war.

Als ich die erste Frau in Parola abgesetzt hatte, rief ich Frau S. an, weil die Frau Nummer 2 einen Besuch in der Apotheke nötig hatte. Das ist erlaubt, man muss es nur in den Auftrag als zusätzliche Information hinzufügen. Alles paletti, versicherte Frau S. und sagte, sie riefe mich noch mal an. Tat sie auch, kurz bevor wir Lahti erreicht hatten. Ich sei ein unglaublicher Glückspilz, meinte Frau S. am Telefon. Sie habe mich bereits länger beobachtet -ich sollte aber doch nicht glauben, sie verfolge mich!-, und sie war der Ansicht, dass wenn jemand es drauf hat mit den langen Touren, dann ich. Mit so viel Glück sollte ich  mal einen Lottoschein für sie ausfüllen. Dann erzählte sie mir noch, dass der Herr aus Hämeenlinna auch schon aufgetaucht war, 50 Minuten später. Er hatte gedacht, er habe Zeit, sich ein bisschen umzusehen vor der Abfahrt. Er habe schließlich ein Auto nur für sich bekommen, und nun waren endlich alle froh: Frau S., der Herr und der Fahrer, der eine dicke Fahrt bekommen hatte.

Was für ein Glückspilz ich eigentlich war, zeigte sich kurz vor Nastola, als der Alptraum jeden Taxlers Wirklichkeit wurde: Ohne Vorwarnung schaltete sich der Taxameter aus. In Bruchteil der Sekunde waren 260,10 € weg. Ein absoluter Horror. Unsere Boardrechner laufen auf Windows 7, und in dem Moment, als der Touchscreen schwarz wurde, ging mein wärmstes Dankeschön nach Redmond in Washington. Ich schaltete den Boardcomputer erneut an, aber der Betrag war verschwunden. Als wir endlich in Nastola waren, kostete laut der Höllenmaschine eine Fahrt von Tampere über Parola nach Nastola gerade mal 17, 50€!

Das Glück bei der Sache war, dass der Auftrag selbst intakt auf der Speicherplatte geblieben war. Man könnte also nachher die Strecke berechnen und eine Rechnung erstellen. Außerdem waren die 260,10 € unter "Unproduktive Fahrt" gebracht worden. Kein Problem also, sowohl der Cheffe wie ich dürften unser Geld bekommen. Auf der Rückfahrt kaufte ich ein Lotto-Los für frau S. Nur so, als Scherz. Am Uniklinikum gab ich es der interne Post für die Lieferung. Die Ziehung fand am Samstag statt, Frau S. durfte ihr Los heute erhalten haben. Mal sehen, ob sie noch am kommenden Freitag auf Arbeit ist.

Was mich bei der Sache stört, findet seinen Ausdruck in der Frage: Ist Frau S. meine Frau Fortuna? Warum hat sie mich im Wagen angerufen? Das war auch nicht das erste Mal. Was will sie von mir? Gott helfe mir, wenn die Kollegen etwas davon erfahren. Ich habe bereits einen Spitznamen bekommen: "Der Langfahrtenmagnet", und von dem ist es nur ein kleiner Schritt zum aktuellen Verdacht auf unsauberes Spiel.

8. November 2012


Mal eine Meldung aus der dunklen Seite meines Lebens, der Uni. Bis Ende dieses Monats will ich meine Magisterarbeit einreichen. Ich bin nah am Ball geblieben und mit dem Schreiben ganz gut vorangekommen. Bis gestern jedenfalls, als ich meinen Professor in der Mensa begegnete. Er kam zu mir und berichtete mir mit strahlendem Gesicht, dass es in Deutschland bereits einige Leute geben sollte, die meine Arbeit lesen möchten, sobald sie fertig ist.

O je! Die Nachricht hat mir kein bisschen geholfen. Bis dahin war ich nämlich immer davon ausgegangen, dass nachdem das Gutachten geschrieben ist, werden Magisterarbeiten in den Keller der Uni gebracht, wo sie fünfzig Jahre in den Regalen vergammeln, bis am Ende irgendjemand sie wegwirft. Zu viel Anstrengung war also nicht drin. Aber nun will jemand Interesse für meine Magisterarbeit gezeigt haben, und ich kann schon den erhöhten Leistungsdruck spüren.

6. November 2012


Formel 1. Räikkönen hat in Abu Dhabi gesiegt. Ich stehe nicht auf Motorsport und ich habe mir das Rennen auch nicht angesehen, aber nachher natürlich mitgegriegt, wie Räikkönen sich im Teamradio verhalten hat. Ich fand das Herrlich! Einfach herrlich. In einer Welt, in der diese kleinen PR-Boys mit ihren weißen Lächeln und äußerst korrekten Benehmen anderthalb Stunden lang Tabak- und Bierwerbungen in der Rennstrecke präsentieren (es ist meist echt langweilig) und dabei Millionen verdienen, ist der Räikkönen doch eine erfrischende Ausnahme. Findet ihr auch nicht?

Räikkönen kommt gerne nach Tampere und Kangasala, um sich mit seinen Freunden zu besaufen. Hier ist er so beliebt, dass einmal sogar ein ihm ähnlich aussehender, stockbesoffener Mann in Unterhosen, mit einer Gorilla-Maske drauf, Mitten auf Pirkankatu saß, und alle seine Papiere, darunter echt authentisch wirkende internationale Fahrer-Lizenz u.Ä., auf der Fahrbahn um ihn verstreut waren.

Aber ich habe eben nicht gesagt, dass das Kimi war. Dies nur als Hinweis für die Anwälte...

3. November 2012

Café Pikku Paussi, Koulukatu 18, Seinäjoki.


Gestern eine Frau nach Seinäjoki befördert: 280,50€. Vor der Rückfahrt Pause im Café Pikku Paussi, wie jedes Mal, wenn ich in Seinäjoki bin. In einer dunklen Strecke zwischen Parkano und Ikaalinen fuhr ich an einer Unfallstelle vorbei, wo ein Wolf angefahren worden war und im Scheinwerferlicht seines Töters auf der nassen Fahrbahn lag.

Vorweihnachtszeit mit den Firmenpartys hat gestern begonnen. Die kommenden Wochen werden zeigen, wie diese eher witzige Saison der Amateursäufer dieses Jahr wird. Ich erwarte nicht zuviel. Dank der weltweit schlechten Geschäftsaussichten dürfen viele Firmen die als Belohnung für die Mitarbeiter gedachten Partys abgesagt haben. Sie wissen, dass sie aus ihren Mitarbeitern derzeit auch ohne Extras alles rausholen können, weil diese Angst um ihren Job haben. 

Eine kalte Welt, in der wir leben.

1. November 2012

Blick aus dem Küchenfenster auf Takahuhdintie.


Der Tag des Umzugs. Habe heute fast alle meine Sachen rüber in die neue Wohnung geschafft und mir ist dabei etwas aufgefallen: Bisher war ich immer stolz darauf gewesen, dass ich notfalls mein Hab und Gut innerhalb von 20 Minuten loswerden würde, aber heute merkte ich, dass dies mittlerweile reine Illusion war: In vergangenen Jahren war einiges, hauptsächlich Fliegenfischruten und -rollen, Bücher und alte, geerbte Möbel, dazugekommen. Ein ganzer Haufen Dinge, die ich heute innerhalb von 20 Minuten weder loswerden könnte noch wollte.