22. Februar 2009

In der Freitagnacht stand ich gegen zwei Uhr nachts allein am Stand 27 und wartete auf eine Vorbestellung. Gleich würde ich 6 Euro Extra verdienen! Plötzlich stand eine Notruf auf dem Bildschirm. Der Wagen 329 war in Not und sendete Notsignal aus der Zone 1201. Alle Taxen sowie die Polizei wurden alarmiert. Armer Kerl, dachte ich mir und meinte damit den Fahrgast. Er konnte nur hoffen, dass die Polizei vor den Taxlern vor Ort wäre. Wer war denn heute noch so dumm, dass er auf die Idee gekommen war, ein Taxi zu überfallen oder dem Fahrer Stress zu machen? Erstens, es gibt lauter frustrierte Fahrer in der Branche, die nur auf einen Vorwand warten, unter dem dem Fahrgast eine Lektion erteilt werden kann. Zweitens, baut man Scheiße im Taxi, wird man gleich rausgeschmissen. Das macht auch keinen Spaß, denn zwei Minuten darauf weiß jeder Taxler in der Stadt, dass du aggressiv bist, kein Geld hast oder Ähnliches. Dann ist es wirklich egal, ob du eine schwarze American Express hast, fromm wie ein Lamm aussiehst, du kannst nur hoffen, dass dein Zuhause nahe ist und die Nacht nicht sehr kalt wird. Kein Taxi wird dich in dieser Nacht mitnehmen. Drittens, alle Wagen sind heute mit Kameras ausgestattet: das heißt, für dein Benehmen wirst du dich noch vor dem Gericht rechtfertigen müssen. Es lohnt sich wirklich nicht, sich mit dem Taxler anzulegen. Im schlimmsten Fall wird man dafür nur übelst zusammengeschlagen, verlassen und zu einer Strafe verurteilt.

14. Februar 2009

Wie bekannt, kennen die Taxler die besten Geschichte und klopfen die besten Sprüche ab. Beiweis dafür bekam ich neulich als ich mit einem Kollegen in Shell Lahdesjärvi beim Kaffee saß. Hinteher musste ich aufs Klo. "Mal technisches Wasser lassen gehen, wie?" fragte mich der Kollege. "Technisches Wasser"? Versucht man den deutschprachigen Terminus zu googeln, findet man nur Kram bezüglich der Hydraulik und nicht-trinkbarem Leitungswasser. Mehr nicht. Bei uns ist das anders. Hier hat technisches Wasser mehr Inhalt, sozusagen. Beim Wasserbetrieb der Stadt Nokia ist man irgendwann auf die Idee gekommen, in einer Pumpstation ein Verbindungsrohr zwischen dem Trinkwasserkreislauf und der Abwasserableitung zu bauen. Die Systeme wurden durch einen einzigen Hahn voneineander getrennt. Vor einem Jahr etwa hat man dann in der Pumpstation irgendwelche Reparaturarbeiten durchgeführt und unglücklicherweise den Hahn aufgedreht. Die Abwässer flossen in die Trinkwasserröhre und zwei Tage später lag die Hälfte der Einwohner im Bett, Schulen und Kindertagstätte wurden zugemacht und die Armee musste die Wasserversorgung übernehmen. Die lokale Brauerei stand vor dem Abgrund und das Badehotel "Eden" verlangte von der Kommune Schadenersatz in Millionenhöhe. Und anstatt das Wort "Exkremente" in den Mund zu nehmen, sprach die Betriebsleitung die ganze Zeit von dem komischen "technischen Wasser". Ohne den Taxler gäbe es nur Verlierer bei der Geschichte. Aber der Taxler guckt immer auf die sonnige Seite des Lebens und versucht unsere Welt zu bereichern. Das gelang ihm auch dieses Mal. Zu seinen Errungenschaften kann jetzt auch das Erfinden eines neuen Synonyms für das Verb "pinkeln" gezählt werden.

9. Februar 2009

Insgesamt 32 Stunden saß ich hinter dem Lenkrad dieses Wochenende. Vom Freitagabend habe ich schon das Wesentliche erzählt. Was in der Nacht zum Sonntag alles passierte, habe ich keine Ahnung mehr. Doch die letzte Fahrt ist mir gut in Erinnerung geblieben. Um halb fünf morgens fuhr ich zum Stand 6, wo immer noch recht viele Schlange standen. Steigt ein Mann ein und fragt: "Was würdest du von einer Tour nach Kylmäkoski halten?" Schön, dachte ich mir. Einerseits würde eine Fahrt von 55 Kilometern 80 Euro Einkommen bedeuten, andererseits würde sie mit der Rückfahrt über eine Stunde dauern. Schichtende war um fünf und der Beginn der zwölfstündigen Sonntagsschicht um 13 Uhr, 8 Stunden später. Eine Tour nach Kylmäkoski und zurück würde jetzt bedeuten, dass ich erst gegen halb sieben im Bett wäre... "Klar, kein Problem. In welche Adresse?" Am Sonntag stand ich dann um 13 Uhr am Stand 24. Ich hatte gedacht, dass sonntags steht man nur herum und wartet, bis die Schicht vorbei ist. Habe mich geirrt. Das Kunden-Profil unterscheidet sich von den Fahrten der Freitag- und Samstagnächten. Es wird hauptsächlich Reisende befördert, die nach dem Wochenende nach Hause wollen, entweder von oder nach Tampere. Die Verkehrsknoten für Taxler sind sonntags Hauptbahnhof, Omnibusbahnhof und Flughafen. Gestern musste ich nur drei Kneipenfahrten fahren. "Lex Nokia" ist in aller Munde hier oben. Das Parlament hat über einen Gesetzentwurf zu entscheiden, der den Arbeitgebern das Recht zubilligt, den E-Mail-Verkehr der Angestellten zu überwachen. Die größte Tageszeitung im Lande, "Helsingin Sanomat" hat vor einer Woche berichtet, dass Nokia den Gesetzgeber gedroht haben soll, den Firmensitz ins Ausland zu verlegen, falls der Gesetztentwurf scheitert. Daher also der Name "Lex Nokia". Man geht davon aus, dass das Gesetz in Kraft treten wird. Nun fragt man sich nur, wer über die Dinge in dieser Bananenrepublik eigentlich entscheidet?

7. Februar 2009

Das Thema der gestrigen Nacht waren wohl die westlichen Bezirke Tesoma, Rahola und Haukiluoma sowie "Ripe's Pub" in Kohmankaari. Die Bezirke sind mir fremd geblieben da ich selbst in der Mitte und in Kissanmaa aufgewachsen bin. Im Westen fahre ich immer nach dem Navi, aber vielleicht wird's besser mit der Zeit. "Ripe's Pub" ist ein Klassiker, in dem die "Société" aus der naheliegenden Plattenbausiedlung verkehrt. Das sind häufig besoffene, stinkende Fahrgäste, die aber immer Geld fürs Taxi haben, jedesmal korrekt zahlen und sich nie über die Preise beschweren.

1. Februar 2009

Es ist schon merkwürdig, wie schnell man den Verlauf der Schicht vergisst! Ich habe soeben versucht, meine gestrige Touren wieder ins Gedächtnis zu rufen und merkte, wie schwer das ist. Aber ungefähr so verlief die Nacht, vom Stand 20 beginnend: - Drei frischgeduschte Fahrgäste von Piettasenkatu nach Hämeenkatu 14. - Mit vier Jungen und acht Bierdosen von Sammonkatu 34 zum "Saha", beim Hotel Ilves. - Mit einer Frau und zwei Herrn vom "Pub Tasanne" nach Kissanmaa. - Mit einer Frau und einem Herrn von Kissanmaankatu nach Nekala. - Mit einem Paar von Muotialantie 74 nach Hallila. - Von Hallila mit einem biertrinkenden Herrn nach Zentrum zum "Plevna". - Mit drei Jungen vom "Onnela" zum "Cabaret", Polterabend. (Hey, Fahrer, in welchem Nachtklub sind die geilsten Weiber?). - Vom Stand 50 zum "Seurahuone", Hämeenpuisto 17, und von dort mit einem Ehepaar nach Lukonmäki. Fahre angeblich eine längere und teuere Route als es üblich sei. - Vom Bahnhof mit zwei besoffenen Idioten zum "Hällän kellari", Hämeenkatu 25. Zwischenstopp am Geldautomaten in Hämeenkatu 14. Sie bezahlen eine Tour von 10.70 mit einem 50 Euro Schein: Kleingeld aus. Schnell mal wechseln gehen nach Kaleva zum Raststatt ABC. - Mit einem stillen Herrn vom "Mr.Pickwick" nach Kissanmaankatu. - Mit einer Frau von Sammonkatu 37 nach Lempäälä, 38 Euro. - Vom Stand 6 nach Nokia mit einem zurückhaltenden Herrn, 32 Euro. Es bilden sich langsam Schlangen an allen Taxistanden der Innenstadt. - Wieder im Zentrum. Fahre zum Stand 21 und nehme ein Paar mit, das ich in Pirkankatu 5 absetze. - Am Stand 50 warten zwei junge Damen auf ein Taxi, die eine setze ich in Tohlopinkatu ab und die andere in Asuntila in Ylöjärvi, Zwischenstopp beim "Hesburger" in Pispalan valtatie 85. - Wieder vorm "Seurahuone", Herr, Mitte 50, Kreditkarte verloren, kein Bargeld, nehme ich nicht mit. - Der Computer stürzt ab. Scheiße! 5 Minuten warten, dann geht's weiter. - Vom Stand 3 fahre ich eine Frau und drei Herren nach Pellervonkatu 26. - Am Stand 4 steigen drei stockbesoffene Herren ein, die ich nach Santalahti fahre. - Am Stand 2 steigt ein Herr ein, mit dem wir uns auf Deutsch unterhalten. Arbeitet in der Baubranche, oft in Deutschland, will diesmal aber nur nach Multisilta, 4 Euro Trinkgeld. - Am Stand 6 steigen zwei Jungen ein, die nach Ylöjärvi, weit hinter Aarikkala wollen. Kein Problem! - Bei der Rückfahrt werde ich nach Jänislahdenkatu bestellt. Eine Frau will zur Universitätklinik. Sie muss zur Arbeit, aber hat den Bus verpasst. Es ist morgens halb sieben. Ich fahre nach Olkahinen und setze den Wagen ab. 8.5 Stunden und 403.60 Euro Umsatz. Pausenlos gefahren. Beim Aussteigen aus dem Wagen merke ich, dass ich kaum noch laufen kann. Einer der Fahrgäste hat sein Portemonnaie auf dem Sitz liegen lassen. Habe ihn heute erreichen können und bei der Rückgabe des Portemonnaies 20 Euro Finderlohn bekommen. Wer war dieser Fahrgast?