Frage: Wie ist das Frühstück eines finnischen Geschäftsmannes in Tallinn? Antwort: Burana 400 und Irina 500. Mit Burana 400 ist eine Kopfschmerztablette gemeint und mit Irina - hmm, ich sag's lieber nicht, ihr könnt euch das schon denken.
Die Schriftstellerin Sofi Oksanen (die hatte ich übrigens schon mal an Board), deren Mutter aus Estland und Vater aus Finnland stammt, schreibt über die estischen Frauen und ihr Leiden während des 2. Weltkriegs und den Sowjetzeiten. Sie hat sich inzwischen wirklich einen Namen gemacht. Aber sie hat leider den Esten wieder eine Opferrolle zugewiesen, was wenig zu der Tatsache tut, dass bei uns die Esten nicht besonderes beliebt sind.
Die Haltung der Esten ist eine Mischung vom Opfersein, aus den Sowjetzeiten stammende Ist-mir-egal-es-gehört-doch-alles-dem-Staat-Mentalität und Überlebenskamfp in einer neoliberalistischen Dschungel-Gesellschaft, die in den 1990ern die marode Planwirtschaft ersetzte. Was aber in den beiden Wirtschaftsmodellen zu der hohen Kunst des Überlebens gehörte, war und ist das Verarschen der höheren Instanzen, denen man irgendwelche Unterdrückung vorwerfen konnte. Das haben alle, die aus dem ehemaligen Ostblock stammen, gemeinsam. Sofern sind sie alle immer noch "Sowjets". So behaupten zumindest viele Finnen. Opfer, die Null Verantwortung tragen und immer versuchen, alle zu verarschen.
Besonderes gerne verarschen die Esten uns Finnen, wohl wegen unseres sehr viel höheren Lebensstandards und der extrem arroganten Haltung dem feinen Brudervölkchen gegenüber. Auf Baustellen wird gefutscht, unsere Gesetze werden auf keiner Weise respektiert, Schwarzarbeit, Drogenhandel, Nutten, etc.
Und was macht der anständige Finne? Er bildet sich ein, was Feineres zu sein, nur weil er mehr Geld hat, und so gründet er Tochtergesellschaften in Steueroase Estland, verlegt Produktion dorthin und beutet die billige Arbeitskraft endlos aus, finanziert die Drogenhandel und Prostitution, und in Tallinn besäuft und benimmt er sich wie ein Tier und beschimpft zu guter Letzt noch die angeblich dummen Esten.
Das, was die Menschen auf beiden Seiten des Finnischen Meeresbusens im Alltag erleben, ist etwas völlig anderes als das, was in der Öffentlichkeit gesagt wird. Ich fürchte, mit der andauernden Krise in Europa, wo das Geld nun neu verteilt werden muss, verschärft sich der Ton zwischen den Esten und den Finnen.
Schade eigentlich.