30. Oktober 2012

Gestern Abend gegen 18 Uhr klingelte mein Handy und eine männliche Stimme erklärte sich bereit, mir seine Schulden von 13 € zu zahlen. Die Stimme gehörte einem jungen Mann, den ich vor zwei Wochen an Board gehabt hatte. Seine Karte war dermaßen beschädigt gewesen, dass der Kartenleser sie nicht akzeptiert hatte. Deshalb schuldete er mir nun Geld. Er rief mich vorher an -einige Tage später als ursprünglich geplant- und kam dann zu meiner Haustür, um seine Schulden zu zahlen, was ich wirklich angemessen fand.

Heute war dann ein Betrag von 12,80 € von einer jungen Dame auf mein Konto überwiesen worden. Die Banken hier sind so nett, dass wenn sie ihre Wartungsarbeiten machen, werden diese immer in der Nacht von Samstag auf Sonntag durchgeführt, weshalb keine Online-Zahlungen von Electron-Karten gerade in der Nacht, wo es viel los ist, durchgehen. 

Am vergangenen Wochenende wirkte jedoch die junge Frau, die sich als Skelett geschminkt und eine Pizzapackung auf dem Schoß hatte, so vertrauenserweckend auf mich, dass ich sie, nachdem sie versprochen hatte, mir das Geld umgehend zu überweisen, mit meiner Kontonummer in der Hand laufen ließ. 

Ein Skelett... Also wirklich, ich muss aufhören, meiner Kundschaft blind zu vertrauen. Eines Tages geht es in die Hose.

28. Oktober 2012

Kommunalwahltag heute. Für den Bürger sind sie die bedeutendsten Wahlen überhaupt, und auch ich mache mich jetzt auf den Weg zum Wahllokal. 

Vom Grundsatz her denke ich, es ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, einen konservativen Mann zu wählen, aber ob ich meine Stimme einer knallroten Frau geben werde, bezweifele ich genau so.

26. Oktober 2012

Der Turm Näsinneula darf auch mal ein bisschen prahlen. 


Und später in der Nacht fiel der erste Schnee.


Sie sprach mit ihren Worten die unschließbare Lücke zwischen unseren  romantischen Vorstellugen von der Liebe und der Realität, in der oft Kräfte ganz anderer Art unser Handeln bestimmen, an. Sie war mit dem Typen bei mir in Koskikatu eingestiegen, und sie wollten nun gemeinsam nach Tesoma. Beide waren betrunken und kannten sich offensichlicht schon länger. Bald begann sie weinend zu klagen:
"Du liebst mich nicht. Woher weiß ich das? Du kannst nicht einmal laut sagen, dass du mich liebst. Du willst nur mit mir ins Bett. Doch. Aber ich glaube an Liebe. Und ich habe eine kleine Tochter. Wie soll ich ihr beibringen, dass es in dieser Welt Liebe gibt, wenn ich immer mit Arschlöchern wie dir rumhänge? Typen wie du zerstören mehr als ihr wisst. Verstehst du? Du hast keine Ahnung, was du alles kaputt machst! Wie soll meine Tochter je lernen, dass es Liebe gibt? Und trotzdem nehme ich dich jedesmal mit nach Hause."
Und er? Ihm ging die Pointe ganz verloren. Als er endlich am Zug war, begann er:
"Ich? Ich bin ein Arschloch? Ich kann auch aussteigen, wenn das so ist."
Super, dachte ich mir. Gleich dreimal "ich". Ein Vorzeigebeispiel, wie man anderen Leuten zuhört. Als wir dann in Tesoma eingetroffen waren, war wieder Ruhe eingekehrt. Er war doch nicht ausgestiegen und sie wollte immer noch, dass er zu ihr für die Nacht kommt. Er bezahlte mich, sie stiegen aus und gingen danach Hand in Hand ins Haus. Sie hatten sich in der realen Welt gefunden. Ich fand das romantisch. Und die Tochter? Ich war mir sicher, sie würde mit der Zeit ihre eigenen Erfahrungen mit den Männern -oder von mir aus auch mit den Frauen- machen und einsehen, dass im Liebesleben des Menschen Vollkommenheit eine Größe ist, die nicht existiert, obwohl wir zum Streben nach ihr verdammt sind.

24. Oktober 2012

Als Mann weiß ich eben, dass ich mir manchmal einiges von den verbal begabteren Frauen gefallen lassen muss. Bei den ganz alten Frauen hat sich z.B. der Sarkasmus oft zu einer hohen, genießbaren Kunst gereift. Genau wie bei der einen, die ich heute nach Nokia fuhr und die meine erste Bemerkung, die ich nach fünf Minuten Fahrzeit über ich weiß nicht mehr was machte, fröhlich konterte:
"Ach. Ich dachte du wärst stumm, aber das bist du gar nicht!"
Dann fuhr sie fort:
"Ich bin über 80. Ich habe mein gutes Aussehen, mein Sehvermögen, meine Bewegungsmöglichkeit und Kraft verloren. Ich habe nur noch eine bissige Zunge, aber das ist auch alles. Du sollst dich nicht beleidigt fühlen, junger Mann."
Peräseinäjoki, 265,30 €


Ein estischer LKW in Jalasjärvi. Wie hat er das nur geschafft? Zu seinem Glück besitzt jeder zweiter in der Gegend einen Traktor.


Teboil Tankstelle in Hämeenlinna, meine Lieblingsraststatt dort.

Am Montag bekam ich einen Fahrgast vom Bahnhof, den ich zum Uniklinikum fuhr. Einen Mann, der mir erzählte, dass er aus Peräseinäjoki wegen einer kleinen aber raren Operation gekommen war und hoffte, dass er noch am gleichen Tag entlassen würde. Wenn das so war, meinte ich, als wir bereits vorm Uniklinikum standen, und falls sie ihn mit dem Taxi nach Hause schicken würden, sollte er mich anrufen. Lange Touren wären meine Spezialität. Meine Nummer stünde auf dem Beleg. Okay, würde er machen, sagte er und stieg aus. 

Es war fast schon Mittag und ich hatte nichts vom ihm gehört. Ich fuhr zum Stand am Uniklinikum und bekam gleich eine Fahrt fast bis nach Ruovesi. Ja, ihr ahnt schon: als wir unterwegs waren, klingelte es und der Fahrgast von Morgen rief mich an. Mist! Ja, also, ich würde ihn schon abholen, aber es würde eben ein bisschen dauern - eine Dreiviertelstunde etwa. Ich war mir sicher, die dicke Fahrt wäre jetzt weg, denn er hätte schon sehen müssen, wieviele Taxen am Stand standen. "OK", sagte die Stimme am anderen Ende der Leitung. Er gehe eben erstmal essen. Super! Ich trat auf das Pedal und legte die Strecke Uniklinikum - Kaanaa - Uniklinikum in Rekordzeit zurück. In einer Stunde war wieder am Uniklinikum, wo ich meinen treuen Fahrgast fand, der das lange Warten sehr gelassen nahm. Sowas käme eben vor manchmal, meinte er. Aber jetzt nichts wie los Richtung Peräseinäjoki!

Gestern war ich in Hämeenlinna, aber die verhältnismäßig lukrativste Tour war die von Prisma Kaleva nach Laalahdenkatu. Eine alte Tante hatte ich an Board, die, als wir in der Zieladresse standen und ich die Uhr bei 11,50 € ausschaltete, mir einen Zwanni gab und sagte, es würde stimmen, wenn ich ihre Einkäufe (zwei kleine Taschen) in den dritten Stock bringen würde. Aber selbstverständlich würde ich das! Ich hätte ihr auch ganz ohne Trinkgeld geholfen, aber sie bestand darauf, dass ich das Geld nehme, also tat ich das auch.

22. Oktober 2012

Die Mutter meiner Kinder und ich haben am Samstag den Kindern von der Trennug und von meinem Auszug erzählt. Alles endete überraschenderweise mit einem gemeinsamen Lachen, als unser ältester Sohn versuchte, die Tragödie in eigene Worte zu fassen:
"Papa macht jetzt einen Urlaub, der nicht zu Ende geht."

19. Oktober 2012

Ist Taxi wirklich teuer? Immer wieder bekomme ich von Fahrgästen zu hören, wie die Taxipreise astronomisch hoch sind und dass eigenes Auto viel billiger gewesen wäre. Ich möchte jetzt nicht auf die Diskussion über Privatautos eingehen, erwähne nur kurz, dass wenn man alle Unkosten eines Privatautos zusammenrechnet, ist es alles anderes als billig.

Aber ist in der Meckerei über die "zu hohen Taxipreisen" auch nicht ein "optischer Fehler", eine erhobene Einstellung eines urbanisierten Menschen drin? Wie bewegt sich der Mensch von Natur her? Mit dem Auto? Mit dem Bus vielleicht? Oder doch mit der U-Bahn? Nein, er geht zu Fuß. 


Wenn es also (wieder einmal) regnet und ich möchte nicht z.B. meine Einkäufe ewig durch die Gegend schleppen, oder wenn nachts keine Busse mehr fahren, ich aber müde bin und keine Lust habe, zu Fuß nach Hause zu gehen, wirken die 1,48 € pro Kilometer auf einmal doch nicht so furchbar hoch. Dann steige ich in ein Taxi (vorausgesetzt, ich kann es mir leisten) und jammere nicht nach meiner Entscheidung über die immerhin transparenten Taxipreise, die im Wagen zu sehen oder auf Nachfrage vom Fahrer erhältlich sind.

17. Oktober 2012

Taxen aus Hanko und Hyvinkää - und auch aus Tampere- vorm Meilahti Krankenhaus in Helsinki 


Eine Kuriosität der Taxitarifordnung in Finnland ist, dass in manchen Fällen die Gebühren sowohl eine Hin- als auch eine Rückfahrt beinhalten. Beispiel: Wenn ich einen Fahrgast von Tampere nach Nokia gefahren habe und er merkt, dass er doch etwas im Büro hat liegen lassen und wir müssen zurück, dann fahre ich ihn die Uhr auf "Kasse" geschaltet bis an die Stadtgrenze Tamperes zurück, wo ich die Uhr wieder einschalte (das ist, wenn wir die gleiche Strecke benutzen wie bei der Hinfahrt). Innerhalb des Gebietes der Stadt Tampere, oder des Ortes, wo die Fahrt begonnen hat, fährt man immer der Taxameter an. Nur wenn eine Ortsgrenze überquert wird, gilt diese Sonderregelung.

Am Montag kurz vor neun Uhr morgens bekam ich einen Fahrauftrag zur Beförderung einer Patientin und ihres Ehemannes zum Meilahti Krankenhaus in Helsinki. In der Abteilung erzählte mir die zuständige Krankenschwester, die Ehepaar habe eine Zahlungsverpflichtung für mich für die Fahrt nach Helsinki. Für die Rückfahrt zwei oder drei Stunden später hätten sie eine Weitere für ein Helsinkier Taxi. Moment mal, dachte ich. Offensichtlich kannte sie die Taxitarifordnung nicht. Ich erklärte ihr, dass zwei Fahrten "zum vollen Preis" den Klinikum doch wesentlich mehr kosten würde, als wenn ich drei Stunden,  jeweils 42 €, in Helsinki warten und die Patientin samt Ehemann danach praktisch kostenlos zurückbringen würde. Na wenn das so war, meinte die Krankenschwester, dann sollte ich eben warten. 

Die Reise dauerte insgesamt knapp über sechs Stunden und kostete 403 €, davon waren 106 € Wartezeit. Eine einfache Fahrt nach Helsinki hätte "nur" 270 € gemacht. Eine klare Win-win-Situation also: Weil ich meinen Mund aufbekommen habe, habe ich 130 € mehr verdient und der Uniklinikum hat 140 € erspart. Vorm Krankenhaus in Helsinki standen dutzende Taxen von außerhalb, die auf ihre Kunden warteten. Das gleiche Bild haben wir täglich in Tampere auch. Das basiert auf diese Sonderheit unserer Tarifordnung. Wenn man von weit genung kommt, ist es billiger, ein Taxi stundenlang warten lassen, als für die Hin- und Rückfahrten zwei Taxen zu benutzen.

Nur als Hinweis für die Geschäftsreisenden: Mal genau überlegen, was sinnvoll ist: ein Tampereer Taxi z.B. für einen Besuch in Papierfabrik in Jämsä zu bestellen und sich während der Fahrt dorthin fürs Meeting vorzubereiten und nachher (womöglich von einem deutschsprechenden Fahrer) entspannt, die Uhr auf Kasse, zurück fahren lassen, oder doch einen sauteuren Mietwagen zu reservieren, den man müde durch ein fremdes Land selbst hin und zurück fahren muss.

14. Oktober 2012

Evijärvi, 437,70 €. Der alte w211 wieder mal ordentlich im Einsatz. 


Ich sitze eindeutig zu viel am Uniklinikum. Am Freitag um 14.09 Uhr bekam ich einen Fahrauftrag, wonach ich einen Fahrgast von Abteilung abholen und fast bis nach Pietarsaari befördern sollte. Sobald ich die Abteilung betreten und mich vorgestellt hatte, sagte der Fahrgast, er hatte mich bereits öfters gesehen. Ach ja? Ja, meinte er. Er sei seit anderthalb Monaten im Krankenhaus, habe mich viele Male gesehen und immer gedacht, ich komme jemanden besuchen.

Ich weiß, dass ich mit den Fahraufträgen schon lange außerordentlich viel Glück gehabt habe, aber dass ich auch unter den Schwerkranken eine bekannte Figur geworden bin, das wusste ich nicht.

Am Freitag verdiente ich jedenfalls gutes Geld, brachte nach der Schicht noch einen geräucherten Lachs mit nach Hause und durfte mich zum ersten Mal seit langem über ein freies Wochende freuen.

10. Oktober 2012

Au weia! Habe mit dem Chef telefoniert. Sein neuer w212 ist von einem Ersatzfahrer demoliert worden. Da ich derzeit Nachtschichten nur an Wochenenden fahre, hatte er irgendeinen Deppen für die Schicht von Sonntag auf Montag gefunden, der dann seine neue Karre in einer Hinterhofeinfahrt in Lielahti in eine Säule fuhr. Jetzt sind beide Türe und der Außenspiegel der Fahrerseite im Eimer. Also muss der alte w211 mit einer Laufleistung von mehr als einer halben Million Kilometer  wieder in den Einsatz. 

Der Alte war beim Ausrasten. Zum Glück hatte ich etwas, womit ich ihn ablenken konnte. Mein ältester Sohn wird  am Donnerstag 10, und am Samstag kommen die Großeltern und andere bekannte Ewachsene zu Besuch. Im Tiefkühlschrank habe ich noch einen Lachs vom Sommer, der jetzt geräuchert werden soll. Der Chef hat einen Räucherofen und für Projekte wie dieses ist er immer bereit. Als wir den Vorgang planten, vergaß er für einen Moment seinen demolierten E-Klasse Mercedes. Am Freitag fahre ich sein Taxi und er räuchert den Lachs für die Geburtstagfeier meines Sohns.

9. Oktober 2012


View




Die Blondine sah schon bombastisch aus. Aber sie war so betrunken, dass sie sich auf den Beinen halten konnte nur, weil sie von ihrer Freundin unterstützt wurde. Ich war vom Stand, der keine 50 Meter entfernt war, vor die Tür des "Henry's Pub" bestellt worden, und daher bereits mit stark alkoholisierter Kundschaft gerechnet. Genau das bekam ich dann auch. Die Freundin half der Blondine beim Einsteigen, dann nannte sie eine Adresse in Armonkallio und schloss die Beifahrertür wieder. Wie jetzt? Hängt sie so lange am Leben bis wir dort sind?

"Fahr los! Kannst mich auch in der Y-Strasse absetzten. Ist das gleiche Haus", sagte die Blondine.
Ins Koma war sie also nicht gefallen. Super. Von Hämeenkatu kommt man wegen den ewig dauernden Bauarbeiten in Pellavatehtaankatu schlecht nach Armonkallio. Also fuhr ich auf Rautatienkatu, wo ich das Auto wendete, und fuhr dann weiter über die Kreuzung Richtung Armonkallio:
"Das gefällt alles der Polizei nicht so sehr, aber was kannst du machen?" 
"Es gibt auch ein paar andere Dinge, für die Du bereits einen Knöllchen von mir bekommen hättest", antwortete sie. 
"Zu deinem Berufsbild gehört das Verteilen von Verwarnungen?" 
"Ja..."
Sie versuchte vergeblich ihren Kopf hoch zu halten. Am Ziel fragte sie mich, ob ich vielleicht nicht so lieb sei und mit ihrem Hund kurz rausgehen würde. Nein, so lieb war ich nicht. Aber immerhin fragte ich sie, ob sie jetzt gut nach Hause kommen würde.
"Immer. Und wenn nicht, zum Glück kommst du mich dann retten, oder?"
Klar doch. Ich hielte den Beleg in der Hand; die Nummer für den Notfall wäre da drauf. Ob es meine Nummer war, wollte sie wissen. Nein, die der Firma. Möchte sie meine Nummer haben? Ja, das möchte sie. Hmm, lassen wir es lieber, sagte ich. Möchte sie nun den Beleg oder nicht? Nein, meinte die Detektivin enttäuscht. Wenn sie wissen möchte, welches Taxi sie nach Hause gebracht hat, würde sie diese Information von der Taxizentrale bekommen. Den Beleg dürfte ich behalten. 

Sie stieg aus und bewegte sich wackelig auf den Beinen, aber sehr entschlossen Richtung Hauseingang. Sie war wirklich eine gutaussehende Frau, gar keine Frage. Leider hatte sie einen falschen Beruf und 2 Promillen zu viel Alkohol im Blut für meinen Geschmack.

3. Oktober 2012



Wir werden überwacht. Alle. In Bahnhöfen, auf öffentlichen Plätzen, in Geschäften. Überall gibt es diese Überwachungskameras und irgendwo sitzt immer jemand, der uns beobachtet. Kein Problem, meinen die Befürwörter. Solange man nichts tut, dürften die Kameras einem von keiner Bedeutung sein. Schließlich sorgen sie für Ordnung und mit ihrer Hilfe wird öffentliche Sicherheit gewährleistet. Ganz so rosig ist es aber wirklich nicht. 



Am Sonntag letzter Woche war ich einkaufen in Prisma, in einem Automarkt bei mir in der Nähe, und hatte Fair Trade -Bananen gewogen und in den Korb gelegt, als ein Angehöriger des Wachpersonals angerannt kam. Er legte gleich los, wie auf der Waage die Nummer 15 für die Fair Trade-Bananen ist und die Billigbananen die Nummer 1 haben. Und ich sollte wirklich gut aufpassen, dass ich auf meinen Bananen den richtigen Preis draufklebe.


Ich nahm die Bananen aus dem Korb und zeigte dem Wachmann das Etikett: Fair Trade Bananen.  Dann sah ich rot und begann dieses Arschloch anzubrüllen: Was erlaubt er sich eigentlich, die Leute so zu stalken und sie dann auf diese unerhörte Weise vor allen anderen Kunden zu belästigen? Er will doch behaupten, dass ich stehle, stimmt's? Zuerst versuchte dieser Mann sich mit einer Ausrede zu retten: Er hatte doch nicht geglaubt, ich stehle, er sei nur gekommen, um mir Anweisungen zu geben. "Von wegen Anweisungen, du Arsch", brüllte ich zurück. "Du lügst ja auch noch!" Man habe einen Fehler gemacht, kommt ja vor, versuchte er. "Fahr zur Hölle!" antwortete ich. Wirklich reif von mir, ich weiß. Aber nach gerade mal fünf Stunden Schlaf bin ich wirklich kein netter Mensch und dann dies! Er hatte mich nicht einmal gefragt, ob er meine Einkäufe hätte mal sehen dürfen, sondern mich ohne weiteres vor allen Leuten des Diebstahls beschuldigt, nur weil er geglaubt hatte, auf dem Bildschirm etwas gesehen zu haben.

Und nun? Wir kaufen bei diesem Laden für rund tausend Euro monatlich ein. Aber nicht in diesem Monat. Ich überlege mir sogar, der Leitung eine E-Mail zu schreiben, in der ich erzähle, was passiert ist und betone, wie sie einen Angestellten im Hause haben, der Schaden in Höhe von tausend Euro errichtet hat, und das möglicherweise auf monatlicher Basis. So. Und sollte ich den Laden wieder betreten, könnte ich den Kerl jedes Mal anmachen: ob er sich bewusst ist, dass ich im Laden bin; wollte er mich nicht zur Obstabteilung begleiten - ich könnte auch ihm eine Banane kaufen, die er dann dort schieben könnte, wo die Sonne nicht scheint... usw.

Rache lohnt sich nicht. Also schreibe ich weder eine E-Mail, noch mache ich den Wachmann an. Das wäre doch lächerlich. Aber einkaufen gehen wir bei denen nicht mehr. Damit das klar ist: Ich hasse es, in meinem täglichen Leben überwacht zu werden.

Apropos: das Wir wird es bald nicht mehr geben. Ich habe eine 2 Z. +K -Wohnung für 650 € im Monat inkl. Wasser gefunden und werde sie am 1. November beziehen.