Ein Post zu der etwas anderen Geschichte. Der 100. insgesamt.
Jahrelang trug ich den Ring. Zehn Jahre drückte er meine Haut. Seitdem ich ihn nicht mehr trage, fühlt sich die ganze Hand irgendwie anders, viel leichter. Aber die Haut im Ringfinger ist noch nicht ganz abgeheilt. Wenn man genau hinsieht, kann man da noch einen dunklen Streifen sehen. Die Haut wird heilen, aber dass der Finger noch einen Ring sehen wird, halte ich momentan für unwahrscheinlich.
Reden? Probleme aufarbeiten? Beziehungstherapie? Nein danke. Ich glaube, wir Finnen sind romantischer gesinnt als viele andere, die viel und gerne reden. Der alte Witz über ein finnisches Ehepaar lautet: Nach 60 Jahren Ehe fragt die Frau, ob der Mann sie noch liebt. Er:
"Ob ich dich liebe und ob ich dich liebe! Muss ich die ganze Zeit von der Liebe schwärmen? Als ich dich heiratete sagte ich schon mal, dass ich dich liebe. Weißt du noch? Wenn ich dich nicht mehr liebe, dann sag' ich dir bescheid."
Wenn eine Beziehung zu Ende geht, teilt man das Vermögen, notfalls mit einer Kettensäge, kämpft im Gerichtssaal bitter um die Kinder und geht getrennte Wege. Das ist hart, aber danach ist wieder freie Bahn, das Leben beginnt neu. Ich meine, wenn die Gefühle nicht mehr da sind, sind sie eben nicht mehr da. Das viele Reden bringt sie nicht zurück. Muss man die Frust und den Ärger, den man für die andere Hälfte nur noch hat, zur bloßen Erduldung aufarbeiten und alle Ewigkeit in einem selbstgebauten Gefägnis leben? Es kann keine schlimmere Qual geben!
Also sprach der Zwilling...
Meine eigenen Eltern waren bis zum Tod meines Vaters zusammen. Als ich einmal bei denen zu Besuch war, war meine Mutter nicht zu Hause. Ich fragte den Alten, wo sie war. Seine Antwort:
"Woher soll ich das wissen? Hoffentlich noch am Leben."
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