14. März 2009

Der Frühling ist auf dem Vormarsch. Hier oben merkt man das vor allem daran, dass es heller wird. Die Tage werden also länger. In Tampere ging die Sonne heute um 6.45 Uhr auf und sie wird wieder um 18.24 Uhr untergehen. Die Temperaturen steigen tagsüber bis auf + 5 Grad. Nachts gibt es noch Frost und es kann gelegentlich schneiden. Rezession und Frühling zusammen setzen die Finnen in Bewegung. Sie fangen an, zu laufen. Es ist schon bemerkenswert, welche Strecken ein stockbesoffener Finne hinter sich legen kann nach der Polizeistunde. Gestern zum Beispiel fuhr ich gegen 5 Uhr morgens vom Kaukajärvi Richtung Zentrum, als ich in vor der Kirche in Messukylä plötzlich Passanten sah, die wie stumme Zombies aussahen, es aber geschafft hatten, innerhalb einer Stunde vom Zentrum bis dorthin zu laufen. Mann! Was wird aus dem Taxigewebe, wenn es Sommer wird und die Taxen keinen fürs Überleben notwendigen Service mehr bieten können?

8. März 2009

"Vastavirta" in Pispalan valtatie 39 ist ein Klub, mit dessen Kundschaft ich zweierlei Erfahrungen gemacht habe. Wörtlich ins Deutsche übersetzt bedeutet das Wort "vastavirta" Gegenstrom. Das ist in beiden Sprachen ein Unwort, das etwas mit dem Schwimmen gegen den Strom zu tun haben soll. Also sehr alternativ eben. Vor einiger Zeit brachte ich einen Kunden vom Tammelantori dorthin. Am Ziel hat dann dieser möchte-gerne-Chaot so getan, als ob er dermaßen abgefuckt sei, dass er nichts mehr von dieser Welt verstünde:"Hab' keine Kohle, hab' keine Kohle." Sein Pech war, dass er mit einem ehemaligen Hardcore-Autonomen der Berliner Hausbesetzer-Szene der 1990er Jahre gefahren war. Ich verschloss die Türen. Es dauerte gerade mal fünf Minuten, bis mein Fahrgast zu sich gekommen war und mir den Betrag brav bis auf den letzten Cent überreicht hatte. Gestern stieg dann ein besoffener Alt-Rocker ein, der mit seiner endlos quatschenden Frau nach Orivesi wollte. Ich bekam gleich ein gutes Gefühl von den beiden und wir fuhren los. Am Ziel, wo ein großes Haus und zwei nagelneue Autos standen, bezahlte er die Tour von 71 Euro mit einer Visa-Karte.

Zum Internationalen Frauentag noch eine Bemerkung: Die urbane Legende besagt ja, dass es lauter Frauen gibt, die ihre Taxitouren mit Sex bezahlen wollen. Diese Legende wird oft von Männern verbreitet. Frauen, die mit meinem Taxi gefahren sind, haben aber immer sehr selbstständig und ausgebildet ausgesehen und die Tour mit Karte oder Bargeld bezahlt. Es waren immer Männer, bei denen ich mir als Taxler Gedanken machen musste: Kann er sich die Tour leisten, macht er Stress, stürzt er ab, pinkelt er in die Hose? Wie ich das sehe, braucht das Land dringend neue Männer, denn in vieler Hinsicht sind die finnischen Frauen heute das Maß der Dinge.

2. März 2009

In der letzten Woche bot sich die Gelegenheit an, auch mal Tagesschichten zu fahren. Ich habe dann drei Schichten gefahren, am Montag, Dienstag und Freitag. Während dieser Periode wurde mir klar, dass die Taxen tagsüber fast ausschließlich von den SOTE-Fahrten leben. Von denen war ja schon vorher die Rede. Sollte es zu einer Rezession kommen, werden diese staatlichen Subventionen für das Taxigewerbe vieles retten. Ich habe nichts gegen dieses System. An sich ist es sehr gemeinnützlich. Aber es wird missbraucht, wie alle anderen sozialen Leistungen auch. Und man möchte fast sagen, dass die Täter auch hier dieselben sind: die Wohlhabenden. Bei mir kam am Dienstag vor, dass zwei Damen von der einen Seite der Stadt zu der anderen gefahren sind nur, weil sie Langeweile gehabt hatten und es mal erleben wollten, wie es sich fühlen würde, im Westteil der Stadt zu shoppen. Die Fahrt kostete dreißig Euro. Ihr Anteil davon war zwei Euro und der Staat übernahm wieder den Rest. Als die Damen mit ihren Louis Vutton -Taschen ausstiegen, habe ich mir Gedanken darüber gemacht, ob ihr Verhalten in Ordnung war. Kurz zu den Dingen, die eine Rolle spielen im Leben eines Taxlers: Ich fahre regelmäßig mit drei Automodellen: Ford Mondeo TDCI Kombi Bj. 2007, Huyndai Sonata CRDI Bj. -08 und Volvo V70 Bj. -08. Der Mondeo ist hart wie Steinschlitten, der Huyndai bietet schon Fahrtkomfort, aber hat genau so unbequeme Sitze wie der Mercedes Benz. Einfach kriminell. Der Volvo dagegen ist räumlich, komfortabel und hat unglaublich gute Sitze.