31. Dezember 2009

Das Jahr 2009 hat heute ein böses Ende genommen in Form von einer Schießerei. Ein Kosovo-Albaner namens Ibraham Shkupolli hat seine finnische Ex-Freundin und ihre vier Kollegen mit einer 9-Millimeter-Pistole in einem Kaufhof in Espoo erschossen und zum Schluss sich selbst getötet.

21. Dezember 2009

Klein aber fein: das Gemeindehaus von Ruovesi.

Am Samstag durfte ich wieder die Eltern meines Nachbars nach Ruovesi fahren. Unspektakuläre 36 Stunden gearbeitet am Wochenende, von den Touren nach Ruovesi und Kuru abgesehen. Beide brachten 100 € ein. Die Partyzeit ist nun vorüber, und es heißt erstmal 'Frohe Weihnachten' für ein paar Tage. Aber die Silvesternacht steht ja noch bevor und ich schätze mal, dass das Trainieren dafür gleich am 26.12. beginnen wird. Schönes Winterwetter mit mehr Schnee und Temperaturen zwischen -13 und -17 Grad ist für die kommende Woche vorausgesagt. Herrlich! Und wie man in den Nachrichten so hört, haben auch unsere mitteleuropäische Mitbürger eine Kostprobe von einem wahren, weißen Winter bekommen.

16. Dezember 2009

Auf dem Rückweg von Ypäjä.

Eine Fahrt vom Uni-Klinikum nach Ypäjä hat den Tag gerettet, 148, 90 €. Das ganze Land in ist Zonen eingeteilt, wie die Stadt Tampere. Grob gesagt beginnen die Zonen von Tampere aus gesehen mit 6000 im Norden, 4000 im Osten, 3000 im Süden und 7000 im Westen. Die Zonen "am Rande" des Landes, die Südküste, der Osten und der Norden von Seinäjoki beginnend, beginnen mit 9000. Die längsten Touren, die ich gefahren bin, brachten mich zu de Zonen 9000 (Helsinki), 6661 (Kristinestadt), 6558 (Seinäjoki-Süd), 90021 (Seinäjoki-Mitte), 3979 (Ypäjä) und 7853 (Äetsä). Es macht natürlich tierischen Spaß, im Touchscreen des Boardcomputers zu folgen, wer von den Kollegen eine lange Tour erwisch hat. Besonderes viel Spaß macht das dann, wenn der Wagen des Kolleges soeben vor oder hinter dir am Uni-Klinikum gestanden ist. Manchmal könnte man einfach vor Neid platzen! Die Temperatur bleibt bei winterlichen -15 bis -21 Grad und man merkt schon, dass das die Nutzungsgrad der Taxen erhöht.

13. Dezember 2009

Immer in der Rezession, als die fetten Jahren der Volkswirtschaft vorbei sind, blühen in Gerichtssaalen Fälle, wo irgendeine Schwindel-Firma Abermillionen von blauäugigen Investoren abgezockt hat und für ihre Untat jetzt verantworten muss. Bei einem Fall handelt es um eine Firma namens Ikaros, bei dessen Untergang auch einige Millionen verschwanden. Ja genau! Man fragt sich nur, wie blöd waren die Anleger eigentlich? Allein der Name sagt ja alles: Hier nicht investieren, dein Ziel wirst du nie erreichen! Eine gute Allgemeinbildung spielt eine Rolle nur in den Sonntagsreden der Finnen, man soll sich ja spezialisieren, aber wie unser kleines Beisspiel zeigt, schadet es nicht, wenn man über seinen eigenen Tellerrand blicken kann. Wir stehen hier oben vor einer sehr winterlichen Woche. Momentan zeigt die Thermometer - 12 Grad und im Laufe der Woche fällt die Temperatur auf - 17 Grad. Es hat auch geschneit und es sieht sehr schön aus draußen. Ich hatte schon die Schnautze voll von dem "Euro-Winter" und der unendlichen Dunkelheit und Nässe.

10. Dezember 2009

Englische Ausprachelehre und Grammatik haben mich in den letzten Tagen beschäftigt. Grammatik geht noch, man kann sie verstehen. Aber wie man weiß, weicht im Englischen die Lautung teilweise stark von der Schreibung ab, und das Fertigen von phonetischen Transkriptionen ist deshalb wirklich abartig! Wer mir nicht glaubt, kann das jederzeit selbst probieren. In der Sontagnacht stehe ich am Stand 20 vor einem Kaufhof. Der ist ein guter Stand, auch wenn der Kaufhof zu hat, denn es wohnen rund 30 000 Stadtbewohner in der Zone des Standes, aus der die Bestellungen der Wagen an der Reihe dann bekommt. Lange muss man dort eigentlich nie warten. Ziemlich spät am Abend kommt dann ein Angetrunkener zu Fuß zu mir: -Mach die Uhr an und warte hier, ich hole schnell mal Bares aus dem Bankomat (in der Wand des Kaufhofs 20 Meter hinter uns war einer), dann fahren wie zu der Kneipe, die dort vorne an der Ecke ist. -Wie jetzt, ich soll den Taxameter anmachen und warten, dass Sie zu Fuß zum Bankomat gehen und dann hierher zurückkommen? -Ja. Er ging zum Bankomat und ich fuhr dann doch dorthin und nahm ihn mit. Und so begann eine Fahrt, die nach dreißig Sekunden und hundert Metern zu Ende war. -So, das macht 10 €. -Hier hast du es. Danke für die Fahrt und schönen Abend noch!

Normalerweise wird man hier aufs Abstellgleis gestellt, wenn man zwei Bestellungen binnen 30 Minuten ablehnt. Dann bekommt man keine Bestellungen über die Datafunk für eine halbe Stunde. Am Freitag fuhr ich gegen sechs Uhr abends Richtung Bahnhof als aus der Hannibal eine Bestellung kam, die ich ablehnte, weil der Zug aus Helsinki eingerollt war und Kunden vor dem Bahnhof bereits Schlange standen. Und im Bildschirm des Boardcomputers, wo man den Standort aller Wagen der Region sieht (auch wenn sie sich Rovaniemi befänden), tauchte hinter meiner Wagennummer sofort ein kleines h (h=hylly=Regal) auf. Mist! Anscheinend genügt einmal ablehnen in der Weinachtszeit. Kunden habe ich bekommen vom Bahnhof, und eine halbe Stunde ist auch nicht die Ewigkeit.

2. Dezember 2009

Die Vorweihnachtszeit sollte voll im Gange sein, aber nach zwei Wochenenden kann man schon sagen, dass ganz so wild wie letztes Jahr ist es nicht, jedenfalls noch nicht. Ich habe jetzt ein Jahr Taxifahren hinter mir. Gewiss, ich bin bloß ein Hobby-Fahrer, der sein Studium und seine Lachsfischerei mit gelegentlichem Taxifahren an Wochenenden und in Urlaubszeiten finanzieren will. Und ich darf auch noch wählerisch sein mit meinen Arbeitzeiten. Aber so viel weiß ich, dass wenn ich meinen Lebensunterhalt von den Straßen Tamperes von Tag zu Tag holen sollte, wäre das sicherlich hart. In Finnland kann man noch seine Existenz auf Taxifahren bauen (das heißt auch, dass die Branche nicht dadurch subventioniert wird, dass der Staat ein Teil vom Unterhalt der Taxifahrer in Form von Arbeitslosengeld übernimmt, weil die Löhne schlecht zum Leben reichen), aber Arbeitszeiten sind schlecht und gesund ist Autofahren auf Dauer sowieso nicht. Ich bin froh, dass ich (auch) diesen Job habe, besonderes in Tagen wie diesen, aber irgendwann ist damit Schluss, das weiß ich jetzt schon. Aber ich gestehe offen, dass es in diesem Beruf auch einen Haken gibt, der mich zieht. Man genießt eine gewisse Freiheit während der Arbeitszeit, ist immer dem Zufall ausgesetz, sieht viel, hört viel und trifft alle möglichen Leute. Und das alles gefällt mir sehr.