31. Dezember 2012

Es gibt ja Gründe, dem Taxifahrer Trinkgeld zu geben.Gestern kam ein ganz neuer dazu. Ein Betrunkener gab mir 2 Euro, weil ich mich verweigert hatte, das Radio anzumachen. Ich höre selten Radio, wenn ich fahre, lieber höre ich dem Motor und sonstigen Geräuschen zu und gebe meinen Gedanken freien Lauf. Außerdem halte ich die Playlists nicht mehr aus, und Sprachprogramme verlangen wiederum Konzentration, die eigentlich dem Straßenverkehr gewidmet werden sollte. Also bleibt das Radio ausgeschaltet, oft auch gegen den ausdrücklichen Wunsch der Kundschaft. Die Frage des gestrigen Fahgastes, ob man nicht Radio hören wolle, beantwortete ich mit einem Nein, was mir am Fahrziel mit der Begründung: „Selten begegnet man Leute, die stilles Fahren schätzen” gutgeschrieben wurde.

26. Dezember 2012

Viel Leute aber wenig Taxen gestern in der Stadt. Teilweise lange Wartezeiten an Ständen. Am Bahnhof steigt kurz nach vier ein Mann, knapp unter 20 Jahre, bei mir ein.
"Kalt, Mann, arschkalt! Meine Nuggets sind ja auch schon eingefroren."
"Erspar mir den Rest..."
Stumm zeigt er mir eine ungeöffnete Packung von McNuggets, die er beim McDonald's um die Ecke mitgenommen hat.
"Ach ja, diese Nuggets. Klar. Wie dumm von mir..."

24. Dezember 2012

Weihnachten. An dieser Stelle möchte ich das Wort weiter geben an Karen. In ihrem Blog schildert sie sehr schön, wie finnisches Weihnachtsfest beginnt.

Hyvää joulua! Frohe Weihnachten!

22. Dezember 2012





Endlich Kokkola! Es ist die nördlichste Stadt, aus der Patienten nach  Tampere für spezielle Operationen kommen. Patienten nördlich von Kokkola müssen nach Oulu. Regelmäßig fahren Tampereer Taxen nach Kokkola, nur ich war noch nie dort. Und da ich voraussichtlich nicht mehr lange Taxi fahren werde, hatte es begonnen hinsichtlich eine Kokkola-Reise düster auszusehen. Bis gestern 13 Uhr, als Frau Fortuna alles änderte und mir eine Frau an Board gönnte, mit der es angenehm vier und halb Stunden im Auto sitzen ließ.

Kokkola ist eine der ältesten Städte Finnlands und verfügt über eine wirklich schöne Altstadt "Neristan" aus alten Holzbauten. Neristan, aus dem Schwedischen "ner-i-stan": "unten-in (der)-Stadt" war ein Stadtteil für Arbeiter und Seeleute und Uppistan, "upp-i-stan" "oben-in (der)-Stadt" war dagegen für Kaufleute und Reeder. Logisch. Weitere schöne Stadteile aus Holzbauten findet man zumindest in Kristiinankaupunki und Rauma, von denen das letztere auch zur Liste des UNESCO-Welterbes gehört.

16. Dezember 2012

Es war wohl das letzte vorweihnachtliche Wochenende mit Firmenpartys und stockbesoffenen Berufstätigen aller Art. Boah! Obwohl, ich muss sagen, dass im Vergleich zu vergangenen Jahren war es diesmal okay. Wahrscheinlich, weil es der Wirtschaft europaweit dreckig geht: 

In Hochkonjunktur werden Narren plötzlich zu Herren, zumindest im Taxi. Besoffen von Firmenpartys kommend, auf denen sie sich mit ihrem Vorgesetzten in ganz lockerer Stimmung die Kante gegeben und alle Firmensachen geklärt haben, glauben sie nun, wenigstens werdende Manager zu sein. Deshalb soll der Taxifahrer seine Klappe halten und diesen leitenden Kräften zuhören, wenn sie sich über alles mögliche, Routen, Tarife und Fahrstil beschweren. Sie bezahlen ja schließlich alles. In Rezession dagegen, wenn der Rausschmiss droht, fassen die Füße langsam wieder Boden, und die hart in der Nacht arbeitende Mitmenschen sind auch etwas wert.

Wir sind jetzt offiziell in der Rezession, und dementsprechend menschennah war auch die Stimmung im Taxi. Zumindest in dem Taxi, das von mir gefahren wurde.

13. Dezember 2012

Irgendwas sagte mir, dass ich am Archiv der Militärhochschule angekommen war. 

Von einer Freundin begleitet, reiste ich heute mit dem Zug nach Helsinki. Wir trennten uns am Bahnhof, sie ging ihren Weg zum Meeting - sie ist Grafikdesignerin des Theaterhauses Tampereen Teatteri (Ja, sie wird auch die Fotos für meine Magisterarbeit bearbeiten) -  und ich machte mich auf den Weg ins Archiv der Militärhochschule. Jeder von uns hat seine Interessen, nicht? 

Nach drei Stunden intensiver Arbeit konnte ich endlich essen und fuhr dann mit dem 15.06 Zug nach Tampere. Frau A. kommt erst später heute Abend zurück und ich gebe ihr die Speicherkarte mit den Fotos dann morgen. Die Züge fuhren pünktlich, obwohl es seit gestern wieder geschneit hat. Nun bin ich wieder zu Hause und sitze zufrieden am Abendbrot: Alles hat gut geklappt.

9. Dezember 2012


Hatte gestern den ersten freien Samstagabend seit langem, fuhr aber dafür heute eine Tagschicht. Es war Sonntag und nicht viel los, aber mir war das Glück wieder einmal gnädig: Uniklinikum - Ruovesi, 129,40 €. Umsatz: rund 268 €.

Ich hätte gestern Nacht besser verdient als in der Tagschicht heute, aber anderseits ist es so, dass da ich die gestrige Nacht durchschlafen konnte, tickt meine innere Uhr nun richtig, ich kann auch heute früh ins Bett und hoffe daher, in der kommenden Woche hinsichtlich meiner Magisterarbeit den Endspurt machen zu können, statt den Plan B oder C entwickeln zu müssen. Nach Helsinki muss ich noch - wahrscheinlich am Mittwoch, und mit dem Zug! -, um einige Fotos im Archiv der Militärhochschule zu machen. Mal sehen wie das alles klappt.

Wünsche allen einen guten Wochenstart!

7. Dezember 2012


Die gestrige Schicht verlief ohne spektakuläre Ereignisse. Diese eine etwas längere Fahrt war in der Hinsicht nett, dass der Fahrgast einschlief und die Landstraße durch einen weißen, mit Schnee komplett bedeckten Wald verlief. Die Stimmung war wirklich angenehm ruhig.

5. Dezember 2012


Blick aus dem Fenster der Unibücherei Humanika Richtung Viinikka. Ein schöner Tag eigentlich, aber kalt mit - 16 Grad. Der Mann, dem die Brieftasche verloren gegangen war, überwies das Geld auf mein Konto gestern. So weit ist alles in Ordnung. 

Morgen wird angebliche Unabhängigkeit Finnlands landesweit gefeiert. Frage mich nur, warum? Als ein EU-Mitgliedstaat haben wir das zu tun, was Brüssel sagt. Also feiert man morgen meiner Meinung nach eigentlich nur noch das, dass das Land 1945 nicht von der UdSSR besetzt wurde. Aber das ist auch was, oder?

3. Dezember 2012


Angenehm winterliche Verhältnisse hier oben. Der Winter begann in der Nacht zu Freitag mit einem Schneestorm. Die finnische Bahn verkündete am vorigen Tag stolz, dass alle notwendigen Maßnahnen getroffen wären und es zu keinerlei Störungen im Personalverkehr kommen würde. Hat es auch nicht, aber nur weil genug Busse und Taxen für Schienenersatzverkehr bereitstanden. Ein Dutzend Tampereer Droscken, darunter auch ich, waren am Freitag in Keuruu, Jyväskylä, Jämsä und Pori unterwegs.

Tragisch irgendwie das Ganze. Unsere Bahn hat Züge aus Italien gekauft, und jedes Mal, wenn es ein bisschen schneit, fahren sie nicht. Das zweite Problem ist der Bahnhof in Helsinki. Wenn der Zugverkehr in Helsinki gelähmt ist, spürt das das restliche Finnland auch, weil der meiste Verkehr auf Schienen dort beginnt und endet. Jetzt will man in Helsinki die Gleise frei vom Schnee halten, indem man sie heizt. Unsinn. Wenn man die Gleise auf diese Weise bei -10 Grad und Schneefall sauber halten möchte, müssten sie praktisch glühen, und das geht nicht.

Die finnische Bahn hat es bewiesen: die Technik allein hilft nicht immer weiter.