3. Oktober 2012



Wir werden überwacht. Alle. In Bahnhöfen, auf öffentlichen Plätzen, in Geschäften. Überall gibt es diese Überwachungskameras und irgendwo sitzt immer jemand, der uns beobachtet. Kein Problem, meinen die Befürwörter. Solange man nichts tut, dürften die Kameras einem von keiner Bedeutung sein. Schließlich sorgen sie für Ordnung und mit ihrer Hilfe wird öffentliche Sicherheit gewährleistet. Ganz so rosig ist es aber wirklich nicht. 



Am Sonntag letzter Woche war ich einkaufen in Prisma, in einem Automarkt bei mir in der Nähe, und hatte Fair Trade -Bananen gewogen und in den Korb gelegt, als ein Angehöriger des Wachpersonals angerannt kam. Er legte gleich los, wie auf der Waage die Nummer 15 für die Fair Trade-Bananen ist und die Billigbananen die Nummer 1 haben. Und ich sollte wirklich gut aufpassen, dass ich auf meinen Bananen den richtigen Preis draufklebe.


Ich nahm die Bananen aus dem Korb und zeigte dem Wachmann das Etikett: Fair Trade Bananen.  Dann sah ich rot und begann dieses Arschloch anzubrüllen: Was erlaubt er sich eigentlich, die Leute so zu stalken und sie dann auf diese unerhörte Weise vor allen anderen Kunden zu belästigen? Er will doch behaupten, dass ich stehle, stimmt's? Zuerst versuchte dieser Mann sich mit einer Ausrede zu retten: Er hatte doch nicht geglaubt, ich stehle, er sei nur gekommen, um mir Anweisungen zu geben. "Von wegen Anweisungen, du Arsch", brüllte ich zurück. "Du lügst ja auch noch!" Man habe einen Fehler gemacht, kommt ja vor, versuchte er. "Fahr zur Hölle!" antwortete ich. Wirklich reif von mir, ich weiß. Aber nach gerade mal fünf Stunden Schlaf bin ich wirklich kein netter Mensch und dann dies! Er hatte mich nicht einmal gefragt, ob er meine Einkäufe hätte mal sehen dürfen, sondern mich ohne weiteres vor allen Leuten des Diebstahls beschuldigt, nur weil er geglaubt hatte, auf dem Bildschirm etwas gesehen zu haben.

Und nun? Wir kaufen bei diesem Laden für rund tausend Euro monatlich ein. Aber nicht in diesem Monat. Ich überlege mir sogar, der Leitung eine E-Mail zu schreiben, in der ich erzähle, was passiert ist und betone, wie sie einen Angestellten im Hause haben, der Schaden in Höhe von tausend Euro errichtet hat, und das möglicherweise auf monatlicher Basis. So. Und sollte ich den Laden wieder betreten, könnte ich den Kerl jedes Mal anmachen: ob er sich bewusst ist, dass ich im Laden bin; wollte er mich nicht zur Obstabteilung begleiten - ich könnte auch ihm eine Banane kaufen, die er dann dort schieben könnte, wo die Sonne nicht scheint... usw.

Rache lohnt sich nicht. Also schreibe ich weder eine E-Mail, noch mache ich den Wachmann an. Das wäre doch lächerlich. Aber einkaufen gehen wir bei denen nicht mehr. Damit das klar ist: Ich hasse es, in meinem täglichen Leben überwacht zu werden.

Apropos: das Wir wird es bald nicht mehr geben. Ich habe eine 2 Z. +K -Wohnung für 650 € im Monat inkl. Wasser gefunden und werde sie am 1. November beziehen.

1 Kommentar:

Schmauseline hat gesagt…

Manchmal muss man einfach mal Dampf ablassen, ich finds auch lästig überwacht zu werden :D