13. November 2012



Am Freitag bekam ich eine im Prinzip tolle Fahrt vom Uniklinikum via Hattula nach Nastola. In der Praxis lief sie alles anders als toll. Aber beginnen wir doch mal von vorne. 

Kurz vor eins war der Auftragsangebot da: 2 Personen von der Herzabteilung abholen, die erste in Hämeenlinna und die zweite in Nastola absetzen. Soweit so gut. Ich fuhr mit dem Fahrstuhl in den 3. Stock und wurde gleich fündig: die Frau aus Nastola wartete in ihrem Zimmer auf dem Bett sitzend auf mich. Und der Herr aus Hämeenlinna? Wo war er? Nirgends. Er war verschwunden. Die Dame und ich gingen runter. Sie setzte sich in den Wagen und ich ging nochmal ins Büro der Taxizentrale und fragte Frau S., ob mein Fahrgast sich bei ihr gemeldet hatte? Nein, hatte er nicht. Mist. Lange konnten wir nicht mehr warten. Ich ging noch mal raus, um zu sehen, ob der Herr nicht eine rauchen gegangen wäre. 
"Warte! Ich habe einen Fahrgast für dich", rief Frau S. mir hinterher. Diese Frau hier will nach Parola."
Unglaublich! Parola ist ja praktisch Hämeenlinna. Frau S. machte die notwendigen Ändrungen am Fahrauftrag, löschte die Personalangaben des verschollenen Mannes aus und ersetzte sie durch die der Frau, die wie ein Geschenk aus dem Himmel aufgetaucht war.

Als ich die erste Frau in Parola abgesetzt hatte, rief ich Frau S. an, weil die Frau Nummer 2 einen Besuch in der Apotheke nötig hatte. Das ist erlaubt, man muss es nur in den Auftrag als zusätzliche Information hinzufügen. Alles paletti, versicherte Frau S. und sagte, sie riefe mich noch mal an. Tat sie auch, kurz bevor wir Lahti erreicht hatten. Ich sei ein unglaublicher Glückspilz, meinte Frau S. am Telefon. Sie habe mich bereits länger beobachtet -ich sollte aber doch nicht glauben, sie verfolge mich!-, und sie war der Ansicht, dass wenn jemand es drauf hat mit den langen Touren, dann ich. Mit so viel Glück sollte ich  mal einen Lottoschein für sie ausfüllen. Dann erzählte sie mir noch, dass der Herr aus Hämeenlinna auch schon aufgetaucht war, 50 Minuten später. Er hatte gedacht, er habe Zeit, sich ein bisschen umzusehen vor der Abfahrt. Er habe schließlich ein Auto nur für sich bekommen, und nun waren endlich alle froh: Frau S., der Herr und der Fahrer, der eine dicke Fahrt bekommen hatte.

Was für ein Glückspilz ich eigentlich war, zeigte sich kurz vor Nastola, als der Alptraum jeden Taxlers Wirklichkeit wurde: Ohne Vorwarnung schaltete sich der Taxameter aus. In Bruchteil der Sekunde waren 260,10 € weg. Ein absoluter Horror. Unsere Boardrechner laufen auf Windows 7, und in dem Moment, als der Touchscreen schwarz wurde, ging mein wärmstes Dankeschön nach Redmond in Washington. Ich schaltete den Boardcomputer erneut an, aber der Betrag war verschwunden. Als wir endlich in Nastola waren, kostete laut der Höllenmaschine eine Fahrt von Tampere über Parola nach Nastola gerade mal 17, 50€!

Das Glück bei der Sache war, dass der Auftrag selbst intakt auf der Speicherplatte geblieben war. Man könnte also nachher die Strecke berechnen und eine Rechnung erstellen. Außerdem waren die 260,10 € unter "Unproduktive Fahrt" gebracht worden. Kein Problem also, sowohl der Cheffe wie ich dürften unser Geld bekommen. Auf der Rückfahrt kaufte ich ein Lotto-Los für frau S. Nur so, als Scherz. Am Uniklinikum gab ich es der interne Post für die Lieferung. Die Ziehung fand am Samstag statt, Frau S. durfte ihr Los heute erhalten haben. Mal sehen, ob sie noch am kommenden Freitag auf Arbeit ist.

Was mich bei der Sache stört, findet seinen Ausdruck in der Frage: Ist Frau S. meine Frau Fortuna? Warum hat sie mich im Wagen angerufen? Das war auch nicht das erste Mal. Was will sie von mir? Gott helfe mir, wenn die Kollegen etwas davon erfahren. Ich habe bereits einen Spitznamen bekommen: "Der Langfahrtenmagnet", und von dem ist es nur ein kleiner Schritt zum aktuellen Verdacht auf unsauberes Spiel.

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