4. Januar 2009

Die Nacht zum Sonntag war schon wesentlich lebendiger als die Nacht zuvor. Die war ja zum Weinen. Ich fing um 17 Uhr an und fuhr direkt zum Bahnhof, wo ich mich als achter in der Reihe anmeldete. Eine halbe Stunde später wurde ich erster. Dann ging die Tür plötzlich auf, und ein älterer Herr stieg ein. "Zu irgendeiner Schwulenbad!" "Wie, bitte?" "Ja, also Schwul, Gay, wissen Sie?" "Ja, schon. Aber..." In Tampere weiß jeder, dass die Bad in Pyynikki von Schwulen besucht wird, aber meines Wissens wurde sie gerade renoviert. Ich fragte noch mal die Kollegen über Funk, ob die Bad noch zu hatte. "Ja!", kam die Antwort sofort. Hm, jemand wusste das Bescheid. Wir fuhren zur Schwimmbad in Joukahaisenkatu, die auch zu hatte. Es reichte dem Herrn. Er wollte, dass ich ihn zum "Mixei", einem Schwulenlokal bringe.

Ich hatte etwas zu erledigen und es war bereits viertel vor acht bevor ich am Bahnhof war. Dort stieg ein Fahrgast ein, den ich nach Sorva fuhr, das hinter Nokia liegt. Vom Stand 50 aus holte dann ich zwei Männer in Santalahti ab, die zur "Pyynikin Portti" wollten, einer Kneipe in der Papinkatu Ecke Pyhäjärvenkatu. Danach ging es erstmal nach Härmälä und Olkahinen bis ich wieder am Bahnhof war. Als ich dran war, fragte mich eine Frau, ob ich es schaffen würde, in 20 Minuten nach Tammela und zurück zu fahren. "Klar, steig ein!" Sie war ausgerüstet für eine Woche Skiurlaub in Levi. Das blöde war nur, dass bei ihr zu Hause alle Elektrogeräte noch eingesteckt waren. Wir packten ihr Zeug hektisch ins Auto ein und fuhren los. In 10 Minuten standen wir Bremsscheiben glühend wieder vorm Bahnhof. Sie hat es geschafft!

Später fing es an mit den Betrunkenen, und diesmal gab es wieder alles mögliche: einsame Männer, streitende Paare, streitende schwule Paare -immer sehr dramatisch-, besoffene Wehrdienstleistende, Partyhungrige, Studenten usw.. Mit einem Fahrgast habe ich dann die ganze Fahrt nach Ylöjärvi über die Wirtschaftslage im Lande unterhalten. Ylöjärvi ist keine Stadt im wahren Sinne des Wortes, sonder eher ein riesiges Dorf mit langen Straßen und Ackern links und rechts. Die Fahrt kam irgendwie absurd vor: Es war fünf Uhr morgens, zwei Männer saßen im Taxi, das mitten im Nichts durch die dunkle Nacht fuhr, und waren sich darüber einig, dass die Aussichten der finnischen Volkswirtschaft düster geworden waren. Es fielen nur wenige Worte. Trockene Zeiten sind also angesagt für das Land. Januar ist traditionell ein harter Monat fürs Taxigewerbe, mal sehen wie er dieses Jahr wird. Für mich sind zwei Tage frei angesagt. Womöglich fahre ich eine Morgenschicht am Mittwoch oder Donnerstag, je nach Lust und Laune. Mal sehen. Am Wochenende fahre ich aber definitiv wieder.

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